Tuesday, November 28, 2006

Volkshetze gegen Roma


Minderheiten in der EU müssen nach wie vor mit staatlich genehmigten Vertreibungen rechnen, mit Lynchmobs, tyrannisierenden Nachbarn und Vernichtung des Hab und Guts. Ein gestern erschienender Guardian-Artikel über die Roma zeigt das wieder mal anschaulich auf:
"Miha Strojan was tending to his sick mother when the mob arrived. Wielding clubs, guns and chainsaws, several hundred villagers converged on the cottage in a clearing in the beech forest with a simple demand. "Zig raus [Gyppos out]," they called in German, deliberately echoing Nazi racist chants. "Bomb the Gypsies."'
Miha Strojan lebt mit der Großfamilie in Slovenien, dem reichsten, ökonomisch erfolgreichsten und westlichsten der acht Ost-EU-Staaten. Es handelte sich um eine der dort üblichen "Reinigungen" mit anschließender Verbrennung des Hüttendorfs und der gesamten Habe der Roma. Dabei hatten sie dort in Ambrus schon seit einem Dutzend Jahren gelebt. Doch irgendwann kocht der Volkszorn der Bessergestellten immer über.
In Tschechien bevorzugt man Bulldozer, in Rumänien das Feuer. Keine andere Minorität Europas wird in solchem Ausmaß drangsaliert wie die Roma. Natürlich führt die Diskriminierung zur Kriminalisierung und damit in eine Sackgasse.
Doch allmählich lernen die Roma auch mit parlamentarischen Mitteln zurückzuschlagen. Sie organisieren sich in Bürgerrechtlergruppen ähnlich wie zu Zeiten des schlimmsten Rassismus gegen Farbige in der USA.
"One trigger for the rise in Roma consciousness and activism is the EU itself. When Romania and Bulgaria expand the union to 27 countries in January, up to eight million Roma will be EU citizens, the bloc's biggest ethnic minority and a community that outnumbers the populations of at least eight EU states."

Immerhing zwei Abgeordnete kümmern sich im Europäischen Parlament für die Roma-Belange. In Rumänien wurde kürzlich der erste Roma-Bürgermeister für eine kleine Stadt gewählt. Der Aktivismus wächst. Aber wie lange dauert es noch, bis auch der Volkspöbel die Miteinwohner nicht mehr als Sündenböcke betrachtet?


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